Nach dem Huawei-Verbot: Der Smartphone-Markt im Umbruch?

Nach dem Huawei-Verbot: Der Smartphone-Markt im Umbruch?

Die Vereinigten Staaten versuchen mit aller Kraft, Huawei vom Markt zu verdrängen. Aber der Schuss könnte dich anmachen. Ausgerechnet ein chinesisches Unternehmen könnte davon profitieren.

Von Angela Göpfert, boerse.ARD.de

In Zeiten der Corona-Krise sind Huawei und Apple die klaren Gewinner im Smartphone-Krieg, der Verlierer ist Samsung. Der Umsatz mit koreanischen Smartphones ging im zweiten Quartal um 27 Prozent zurück, während der Marktanteil von Samsung nach den neuesten Zahlen des Analyseunternehmens Gartner von 20,3 auf 18,6 Prozent zurückging. Auf der anderen Seite konnten Apple und Huawei ihren Marktanteil deutlich steigern.

Dies ist jedoch nur eine Momentaufnahme, die bald wenig mit der neuen Realität des Smartphone-Marktes gemein haben wird. Denn es gibt bereits eine riesige Abrissbirne, die bereit ist, Marktanteile zu zerstören, die Huawei in den letzten Jahren so fleißig erworben hat.

Todesstoß für Huawei?

Diese Abrissbirne trägt die Inschrift des amerikanischen Präsidenten. Donald Trump sieht in Huawei den „verlängerten Arm des chinesischen Überwachungsstaates“. Erst im August verschärfte die US-Regierung ihre Sanktionen gegen Huawei. Chiphersteller dürfen nun keine Chips mit amerikanischer Technologie mehr an Huawei verkaufen, wenn sie unter Strafe stehen.

Ist dies der Todesstoß für Huawei? Viele Experten denken: Ja. Denn das macht es Huawei praktisch unmöglich, weiterhin wettbewerbsfähige Chips zu produzieren. Die Chips von Huawei sind jetzt voll. Wenn das US-Verbot nicht aufgehoben wird, wird Huawei voraussichtlich spätestens im kommenden Jahr mit ernsthaften Problemen konfrontiert sein.

Huawei wird möglicherweise aus dem globalen Smartphone-Markt verdrängt. Eine gigantische Leere würde bleiben. Wer könnte es füllen? Kann Trump das Gleichgewicht des globalen Marktes auf dem Smartphone-Markt wirklich zugunsten eines amerikanischen Unternehmens verschieben?

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Apple ist voller Zuversicht

Der Punkt ist, dass Apple im Gegensatz zu Samsung derzeit auf einer Welle des Erfolgs schwimmt. Ein kurzer Blick auf das Aktienchart zeigt dies. Seit Jahresbeginn ist ein Anstieg von 54% zu verzeichnen. Auf dem Höhepunkt vor der jüngsten Korrektur am Nasdaq waren es sogar 88%.

Die rasante Preisentwicklung spiegelt den fundamentalen Erfolg des amerikanischen Technologieriesen wider. „Die Einführung des neuen iPhone SE hat viele Benutzer älterer Telefone dazu ermutigt, ihre Smartphones zu aktualisieren“, sagte Gartner-Analystin Annette Zimmermann in einem Interview mit boerse.ARD.de.

Laut einem Bloomberg-Bericht produziert Apple derzeit 75 Millionen neue iPhone 12-Modelle vor, die in diesem Jahr verkauft werden sollen. Es wäre ungefähr so ​​viel wie in den Vorjahren – und zeigt angesichts der Corona-Krise viel Selbstvertrauen.

Wer füllt das Huawei-Vakuum?

Apple wäre ein großer Nutznießer des Ausstiegs von Huawei aus dem globalen Smartphone-Markt, das ist sicher. „Huawei Premium-Kunden, die bisher Huawei Lite-Versionen gekauft haben und auf Langlebigkeit und Qualität setzen, könnten in Zukunft iPhone-Käufer werden“, sagt Experte Gartner Zimmermann. Premium-Kunden, die sich mehr für die neueste Kameratechnologie interessieren, könnten dagegen von Huawei auf die Samsung Galaxy S-Serie upgraden.

Aber jeder, der jetzt glaubt, dass Apple und Samsung die einzigen Nutznießer eines Huawei-Vakuums in einem globalen Smartphone-Markt auf dem Weg zu einem Duopol sind, hat ohne Xiaomi nachgerechnet.

Die junge Generation von 14 bis 25 Jahren und Kunden mit einem knappen Budget, die Huawei Honor bereits genutzt haben, könnten Xiaomi in Zukunft erreichen, erklärt Zimmermann. „Vor allem diejenigen, die experimentieren und neue Marken ausprobieren möchten.“

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Xiaomi erobert Europa

Für viele Europäer ist Xiaomi keine zu „neue“ Marke mehr. Der chinesische Hersteller, der auf dem globalen Smartphone-Markt bereits die Nummer vier hinter Apple ist, schlug im zweiten Quartal zum ersten Mal in Europa seinen heimischen Konkurrenten Huawei und rückte auf den dritten Platz vor. Der Umsatz von Xiaomi in Europa stieg um 65%, während der Umsatz von Huawei um 17% zurückging.

Xiaomi in Europa

Xiaomi ist erst seit 2019 in Deutschland und seinen Direktvertriebspartnern präsent. Die Gruppe verkauft ihre Produkte seit langem in anderen EU-Ländern wie Spanien.

Laut Branchenexperten ist die Strategie von Xiaomi sehr einfach: Werden Sie das neue Huawei! Huawei hat einmal beschlossen, das Apple-Samsung-Duopol zu brechen. Mit Erfolg. Jetzt sieht es so aus, als könnte Xiaomi dort weitermachen, wo Huawei aufgehört hat. Xiaomi könnte auch in die Lücke von Huawei im teureren Segment springen. Der Umsatz von Xiaomi im Premium-Segment außerhalb Chinas stieg im zweiten Quartal um beeindruckende 99%.

Hat Trump darüber nachgedacht?

Erschwerend kommt hinzu, dass nach dem brutalen Vorgehen der US-Regierung gegen Huawei die Gefahr eines „Kalten Krieges“ in der Technologiebranche besteht. US-Unternehmen könnten nun unter die Sicht des chinesischen Staates kommen. Bereits im Mai hatte die Kommunistische Partei Berichten zufolge erwogen, Apple auf eine Liste unzuverlässiger Unternehmen zu setzen. Aber Apple kann nicht ohne China auskommen: weder als Subunternehmer noch als Absatzmarkt.

Der Schuss gegen Huawei könnte sich also komplett gegen Trump wenden: Erstens könnten sich die Chinesen gegen Apple revanchieren. Zweitens könnte ein chinesisches Unternehmen aller Völker die Lücke füllen, die Huawei hinterlassen hat. Trump muss sicherstellen, dass die Vereinigten Staaten nicht plötzlich der Verlierer in dem Technologiekrieg zu sein scheinen, den er persönlich begonnen hat.

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Die: boerse.ard.de


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