US-Notenbank: Die Fed lässt den Dollar fallen

US-Notenbank: Die Fed lässt den Dollar fallen

Unter Notenbankern gilt es als ungeschriebenes Gesetz, nicht in einen Währungskrieg zu ziehen. Die katastrophalen Erfahrungen aus der Geschichte haben die Herren des Geldes gelehrt, keinen Abwertungswettlauf loszutreten. Und auch die großen Industrienationen haben sich in etlichen Vereinbarungen darauf geeinigt, die Geldpolitik nicht in den Dienst der Währungsmanipulation zu stellen, sprich: nicht die eigene Währung zu Lasten anderer Nationen abzuwerten.

Aber natürlich haben die beschlossenen geldpolitischen Maßnahmen wie Zinssenkungen oder Anleihekäufe doch Folgen für die Wechselkurse. Und so können Notenbanker doch versuchen, indirekt die Devisenkurse in die gewünschte Richtung zu treiben. Das haben die Finanzmärkte am Mittwoch von der amerikanischen Notenbank Federal Reserve zu spüren bekommen.

Durch eine vordergründig unbedeutende Maßnahme haben die US-Währungshüter den Dollar in die Tiefe geschickt. Der Euro schoss zwischenzeitlich über die Marke von 1,18 Dollar, zum ersten Mal seit September 2018. Auch das britische Pfund und andere Währungen verteuerten sich deutlich zum Greenback.

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Der Dollar-Index, der die US-Währung im Vergleich zu einem halben Dutzend Konkurrenten abbildet, rutschte auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Seit Anfang Juli hat das Währungsbarometer mehr als vier Prozent nachgegeben. Dem Dollar droht damit der schlimmste Monatsverlust seit einer Dekade.

Eine Maßnahme der Fed lässt tief blicken

Zwar ließ Fed-Chef Jerome Powell wie erwartet die Zinsen unverändert im Band zwischen 0 und 0,25 Prozent. Doch eine andere Maßnahme ließ aufhorchen. Die Fed kündigte an, ihre Fazilitäten für die Dollar-Liquidität von ausländischen und internationalen Notenbanken bis zum 31. März 2021 zu verlängern.

Diese Rettungsmaßnahme war im März 2020 eingerichtet worden, um den globalen Hunger nach Dollar zu stillen. Ausländische Notenbanken wie die Europäischen Zentralbank (EZB), die selber keine Dollars drucken können, sollten sich unkompliziert über sogenannte Swap-Geschäfte Greenback besorgen können, um diese dann unkompliziert an die heimischen Geschäftsbanken weiterzureichen.

Eigentlich sollte diese Maßnahme im September auslaufen und es gab auch keinen Anlass, diese Liquiditätshilfen zu verlängern. Zuletzt hatten EZB & Co. die Swap-Kredite deutlich reduziert. Experten werteten das als versteckten Hinweis an die Märkte, durch eine üppige Versorgung der Finanzmärkte mit Dollar die eigene Währung weiter abzuwerten.

Negative Prognose zur ungünstigsten Zeit

„Die Entscheidung der Fed, ihre befristeten Dollar-Kreditlinien bis zum 31. März 2021 zu verlängern, war eine kleine Überraschung. Obwohl sich der Devisenmarkt vollständig normalisiert hat, ist die Fed bereit, die Dollar-Liquidität für einen längeren Zeitraum reichlich zu halten“, hieß es in einer Analye der amerikanischen Großbank Citi.

„Die heutige Aktion der Fed untermauert unsere Auffassung, dass die Zentralbank weiterhin bereit ist, in Zeiten wirtschaftlicher Nöte der globale Kreditgeber von Dollar zu sein. Das bestärkt uns in unserer negativen Prognose für den Dollar.“ Die Citi erwartet, dass der Euro zur US-Devise auf 1,20 Dollar aufwerten wird.

Die Fed-Aktion kommt zu einem kritischen Zeitpunkt für den Dollar. Die Weltleitwährung gilt angeschlagen. Das politische Missmanagement der Coronakrise, der Kalte Krieg mit China sowie die Unsicherheit vor den anstehenden Präsidentschaftswahlen haben der US-Devise zugesetzt.

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Seit März hat der Dollar-Index zehn Prozent an Wert eingebüßt. Sichtbar wird das auch beim Goldpreis. Das Edelmetall, das als eine Art Ersatzwährung fungiert, hat zuletzt bei knapp 2000 Dollar je Unze einen historischen Rekord markiert. Goldman Sachs unkte zuletzt gar, dass der Greenback seinen Status als Weltleitwährung verlieren könnte. Die einflussreiche amerikanische Investmentbank rechnet mit neuen Rekorden beim Gold. Für den Euro prognostizieren die Devisenexperten einen Anstieg auf 1,25 Dollar.

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Fed-Chef macht alles noch schlimmer

Die amerikanische Notenbank galt als letzte Instanz, den Dollar-Verfall aufzuhalten. Doch Fed-Chef Powell tat in der Pressekonferenz nichts, um für Vertrauen zu sorgen. Auf die Frage, warum die Fed die Fazilitäten verlängert hätten, hatte er keine gute Antwort parat. „Im Moment gibt es auf dem Dollar-Markt nichts, was Anlass zu Bedenken gibt. Wir wollen nur, dass die Dollar-Swaps als Rückhalt für die Märkte da sind.“

Und mit seinen wirtschaftlichen Prognosen tat Powell alles, die Märkte weiter zu verschrecken. So wollte er nicht endgültig ausschließen, dass die Fed nach all den Anleihekäufen nicht auch noch Aktien kaufen könnte, sollte das notwendig werden. „Wir haben noch nicht darüber nachgedacht“, sagte er.

Aber die Statuten würden nicht eindeutig sagen, dass die Fed nur Anleihen kaufen dürfe. Bislang waren Marktteilnehmer davon ausgegangen, dass für den Kauf von Aktien die Gesetze geändert werden müssten. Und Powell bereitete die Akteure auf regelrechte Schockzahlen vor. Die Fed müsse helfen, Amerika aus der schlimmsten Krise „zu unseren Lebzeiten“ zu führen. Er spielte damit auf die amerikanischen Wachstumszahlen an, die am heutigen Donnerstag veröffentlicht werden.

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Schon länger ist die Angst groß. Die US-Wirtschaft könnte wegen des Corona-Shutdowns im zweiten Quartal um 35 Prozent geschrumpft sein. Das wäre der schlimmste Einbruch seit Beginn der Datenreihe in den 1940er-Jahren.

Auch wenn es inzwischen wieder aufwärts geht mit der amerikanischen Wirtschaft, machte Powell auf Moll. „Der weitere Weg für die Wirtschaft ist außerordentlich ungewiss und wird zu einem großen Teil davon abhängen, ob es uns gelingt, das Virus in Schach zu halten“, sagte er in einer virtuellen Pressekonferenz.

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„Selbst wenn die Wiedereröffnung gut verläuft – und viele, viele Menschen gehen wieder arbeiten – wird es noch ziemlich lange dauern, bis sich Teile der Wirtschaft, in denen viele Menschen in unmittelbarer Nähe zusammenkommen, erholen“, sagte Powell. „Diese Menschen werden Unterstützung brauchen.“ Nach der US-Zinssitzung gilt das nun auch für den amerikanischen Dollar.

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