FC Bayern: Was wird aus Alaba und Thiago? – Sport
Womöglich weiß Serge Gnabry bereits, was David Alaba nach diesem Sommer machen wird. Am Sonntag veröffentlichte Alaba auf seinen Accounts in den sozialen Netzwerken die neueste Folge der bislang unterschätzten Doku-Reihe “DA24/7”, in der er Freunde und Vertraute trifft. In der vierten Folge lädt Alaba Gnabry zu sich in die Küche ein, zehn Minuten lang foppen sie sich. Alaba findet kein zweites Holzbrett zum Schneiden, dafür weiß er, dass ein Esslöffel als Maßeinheit drei Teelöffeln entspricht. Außerdem darf Alaba Gnabry “Sergio” nennen, mehr Vertrauen geht nicht. Womöglich weiß Sergio Gnabry also bereits, was Alaba nach diesem Sommer machen wird. Womöglich weiß es aber auch nicht einmal der.
An diesem Dienstag startet der FC Bayern in die vierte Vorbereitung in dieser Saison, nach der im Sommer 2019, der im Januar in Katar und der im Frühling vor dem Wiederbeginn der Bundesliga-Saison. An diesem Dienstag beginnt für die Mannschaft die Vorbereitung auf die Champions-League-Endrunde, die ganz sicher aus dem Achtelfinal-Rückspiel am 8. August zu Hause gegen den FC Chelsea bestehen wird; nach dem 3:0 im Hinspiel Ende Februar in London stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Münchner danach, vom 12. August an, auch am Finalturnier in Lissabon teilnehmen dürfen.
Die Erwartungshaltung im Klub jedenfalls ist groß, nach einer dominant gestalteten Rückrunde, in der sich das Team von der Zwangspause nicht irritieren ließ. “Wir haben noch einen dritten Pokal, in dem wir natürlich auch große Ziele haben”, hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gesagt, nachdem das Team Anfang Juli der Meisterschale noch den DFB-Pokal hinzugefügt hatte. Und Präsident Herbert Hainer hatte vor wenigen Tagen betont: “Natürlich hat unsere Mannschaft diesen Titel im Kreuz.”
Die Champions League ist das ganz große Thema, das die Münchner in den kommenden Wochen beschäftigen wird. Doch es gibt daneben auch noch ein, zwei andere Themen. Das spannendste davon ist die Zukunft von David Alaba.
Der Österreicher ist unter Trainer Hansi Flick im vergangenen Dreivierteljahr auf dem Fußballplatz erwachsen geworden; als in den deutschen Arenen die Zuschauer fehlten, fiel erst auf, wie stark Alaba auf seiner neuen Position als Innenverteidiger die Mannschaft dirigiert. Der Klub hat ihm auch einen neuen Vertrag angeboten, der aktuelle endet im Sommer 2021. Doch Alaba pokert. Und er pokert so gut, wie schon lange kein Spieler des FC Bayern mehr gepokert hat. Selbst im Verein wissen sie ja nicht ganz genau, was Alaba machen wird. Verlängert er? Verlängert er nur, wenn er deutlich mehr Gehalt bekommt? Geht er nach England zu Manchester City? Oder doch eher nach Spanien? Oder zu Inter Mailand? Nicht einmal Sergio Gnabry konnte Alaba dazu ein Signal entlocken, zumindest nicht vor der Kamera.
Ende Juli bereitet sich der FC Bayern also auf ein Spiel oder im besten Fall auf ein kleines Turnier vor – ob der Abwehrchef dann bei der Vorbereitung auf die neue Saison, die nach einer kurzen Pause nach der Champions League bald wieder beginnen wird, weiter dabei ist? Das wissen sie im Klub weiterhin nicht. Auch bei Thiago Alcántara ist noch nicht geklärt, ob die aktuelle Vorbereitung seine letzte als Spieler des FC Bayern ist – der Spanier hat das Angebot auf eine Vertragsverlängerung über 2021 hinaus abgelehnt, dem Vernehmen nach soll der FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp stark interessiert sein.
Sicher ist allein, dass beide, Alaba und Thiago, unbedingt mit ihrer aktuellen Mannschaft noch etwas Großes erreichen wollen. Was danach kommt, kommt danach. Und mit diesem Ehrgeiz unterscheiden sie sich dann doch um mindestens eine Esslöffelbreite von Timo Werner. Dessen bisheriger Verein, RB Leipzig, beginnt ebenfalls in dieser Woche mit der Vorbereitung auf das Viertelfinale in Lissabon gegen Atlético Madrid – allerdings ohne Werner, der sich stattdessen mit seinem neuen Verein, dem FC Chelsea, auf die neue Saison vorbereiten wird (gegen die Bayern wird er dabei aber nicht spielen dürfen).
Alaba und Thiago absolvierten also am Montag wie all ihre Mitspieler erst einen Coronatest, am Dienstag startet dann der sportliche Teil der Vorbereitung mit einem Training per Videokonferenz, dem berühmten Cyber-Training, das schon im Frühjahr die konditionelle und athletische Grundlage für den Rest der Bundesliga-Saison gelegt hatte. Anschließend folgt die nächste Coronatestreihe. Am Donnerstag üben die Spieler in Kleingruppen, am Sonntag nehmen sie dann das Mannschaftstraining auf. Die erste Einheit wird digital übertragen, als Entgegenkommen an die Fans – während der Vorbereitung in den Sommerferien herrscht an der Säbener Straße sonst üblicherweise immer ein ziemliches Gedränge.
Die Vorbereitung auf die Champions League machen bereits die Zugänge Leroy Sané (Manchester City), Alexander Nübel (Schalke) und Tanguy Nianzou (Paris) mit; sie dürfen in den letzten Partien dieser Saison allerdings nicht mitspielen. Doch während ihre neuen Mitspieler möglicherweise nach Portugal fliegen, können sich die drei Neuen bereits einen kleinen Vorsprung herausarbeiten. Für sie beginnt dann schon die Vorbereitung auf die nächste Spielzeit.
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