Die Konkurrenz verzweifelt: Mercedes demütigt Ferrari und die Formel 1

Die Konkurrenz verzweifelt: Mercedes demütigt Ferrari und die Formel 1


Drei Rennen, drei Siege: Mercedes dominiert den Auftakt der Formel-1-Saison 2020, Ferrari lahmt nach dem Motoren-Urteil der Fia. Was aber macht die Nicht-mehr-Silberpfeile so stark? Und welche „abenteuerliche“ Lösung lässt Lewis Hamilton und Valtteri Bottas unbesiegbar wirken?

Für alle Formel-1-Fans, die es nicht so mit den Silber- respektive Schwarzpfeilen von Mercedes halten, waren es ernüchternde Sätze, die in Budapest Sebastian Vettels Mund verließen. „Die sind ja nicht nur auf einem anderen Planeten – die sind in einem anderen Universum“, sagte Vettel nach dem Qualifying zum Ungarn-GP, das er im Ferrari als bester Nicht-Mercedes-Fahrer auf Rang 6 beendet hatte – 1,3 Sekunden hinter F1-Dominator Lewis Hamilton. Bester Nicht-Mercedes deshalb, weil auch die Racing-Point-Boliden der Herren Lance Stroll und Sergio Perez in ihrer Mercedes-Kopie des Vorjahres deutlich schneller waren als Vettel.

„So eine Dominanz hat es in der Formel 1 schon lange nicht mehr gegeben“, pflichtete Red-Bull-Teamchef Christian Horner seinem einstigen Weltmeister-Piloten bei. Beileibe keine Übertreibung. Mercedes dominiert die Königsklasse wie kaum ein Team zuvor. Einzig McLaren-Honda (15 Siege in 16 Rennen in der Saison 1988) und Ferrari in der Ära Michael Schumachers (fünf Titel in Folge von 2000 bis 2004) deklassierten den Rest der F1-Welt in vergleichbar vernichtender Weise wie das Werksteam.

Seit 2014 ist Mercedes das Maß aller Dinge in der Formel 1, gewann jeweils sechsmal in Folge die Fahrer- und die Konstrukteurs-WM. Das Außergewöhnliche: Während die Konkurrenz stagniert (Red Bull) oder gar abbaut (Ferrari), hält Mercedes sein Niveau. Mehr noch: Die Truppe aus Brackley wird Jahr für Jahr (noch) besser. „Das ist das beste Auto, das wir je hatten“, schwärmt Weltmeister Hamilton von seinem W11.

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Selbst das Vorjahresauto ist schnell genug

„Dieses Jahr haben wir den Nagel echt auf den Kopf getroffen. All die Schwächen, über die wir in den vergangenen Jahren immer sprachen, haben wir bei diesem Auto aussortiert. Die Balance ist einfach fantastisch.“ Um die Lobeshymne des Briten nachzuvollziehen, muss man sich nicht einmal die Onboard-Aufnahmen der Schwarzpfeile bei den ersten drei Saisonrennen in Spielberg und Budapest anschauen. Die Totale reicht schon.

Während die Vettels, die Leclercs, die Verstappens durch die Kurven rutschen, rasen Hamilton und Stallkollege Valtteri Bottas wie auf Schienen über die Strecke. Keine Wackler, keine Quersteher, keine Drifts. Die Vorjahres-Boliden der Silberpfeile nannte Teamchef Wolff gerne bockige „Diven“, weil sie hier und da rumzickten. Mit dem W11 scheint es, als habe Mercedes die Rennsport-Schwerkraft vollends entschlüsselt. „Die Hinterrad-Aufhängung ist besonders abenteuerlich. Wir haben eine neue Geometrie benutzt, die uns mehr Abtrieb gibt, vor allem durch die Verlegung des unteren Querlenkers. Wir haben mehr aerodynamische Möglichkeiten, die uns mehr Downforce geben“, erläutert Mercedes-Technikchef James Allison: „Wir haben ein Auto, das dem letztjährigen in Sachen Anpressdruck meilenweit überlegen ist.“

In Ungarn war dieser Fortschritt offensichtlich: Hamilton und Bottas klebten praktisch auf dem Hungaroring. Dabei zeigte in der Puszta auch die Vorjahres-„Diva“, dass sie es noch draufhat. Denn die Racing-Point-Kopie des 2019er Mercedes präsentierte sich – zumindest am Samstag – als zweite Kraft hinter dem Weltmeister-Team. Laut Toto Wolff waren die Pinken in einigen Kurven sogar schneller als das schwarze Wunderauto. Für die anderen Teams – vor allem für Red Bull und Ferrari, aber auch ein schlagkräftiges Werksteam wie Renault – ist es ein Schlag ins Gesicht, dass ein Auto aus der Vorsaison schneller ist, als ihre aufwändig weiter- oder neuentwickelten Boliden.

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Wolff schimpft über Ferrari-Aussagen

Die Racing-Point-Stärke unterstreicht, wie erdrückend die Mercedes-Überlegenheit ist. Aerodynamisch ist der Branchenprimus dank der Abteilung Allison eine Klasse für sich – das Gleiche gilt 2020 auch wieder in Sachen Motorpower. Ferraris PS-Überlegenheit im Vorjahr habe die Silbernen „fast in den Burnout getrieben“, räumte Teamboss Wolff kürzlich ein. In der Motorenschmiede in Brixworth arbeitete ein Sonderkommando Tag und Nacht, um die Lücke zu schließen.

Mittlerweile steht fest: Ferrari ergaunerte sich 2019 seinen Vorteil auf den Geraden mit illegalen Tricks beim Benzindurchfluss. Der Automobil-Weltverband Fia stopfte daraufhin einige Schlupflöcher im Motoren-Reglement. Ferraris Power-Hoheit ist seither futsch. Dass Scuderia-Capo Mattia Binotto am Rande des Ungarn-GP behauptete, die FIA-Klarstellung hätte alle Teams getroffen, brachte Wolff kurzzeitig aus der Fassung.

„Bullshit“, polterte der Österreicher, Mercedes habe sich immer an die Regeln gehalten. Ferrari-Mogelei hin oder her: In dieser Saison ist Mercedes in puncto Power wieder klar die Nummer 1. Honda hat sich zwar gemacht, vor allem im sogenannten „Party-Modus“ während des Qualifyings – wenn es darum geht, auf eine schnelle Runde alles herauszuquetschen – können die Japaner aber nicht mithalten. Ferrari, das sich nach der FIA-Rüge an die Regeln halten muss, fehlen nach RTL-Recherchen 40 bis 45 PS auf Mercedes. Aerodynamik top, Motor top. Dazu eine funktionierende Teamstruktur. Mercedes hat einfach das mit Abstand beste Gesamtpaket.

Eine Drohung für die Konkurrenz

„Unsere Philosophie heißt: Niemand steht über dem anderen. Jeder im Team spielt eine entscheidende Rolle, die gleich wichtig ist, um das große Ziel zu erreichen. Wir sind wie eine Kette: Wir stellen sicher, dass jedes Glied dieser Kette so stark wie möglich ist“, erklärte Hamilton in Ungarn am RTL-Mikro die Mercedes-Stärke: „Das geht oben los. Mit Toto haben wir den besten Boss: Er weiß genau, wen er in dieser Kette wo einfügen muss, damit er glänzen kann. Kommunikation, Teamwork. Ich weiß, das machen die anderen auch, aber bei denen scheinen manche Bereiche einfach nicht so gut zu funktionieren wie bei uns.“ Nicht so gut ist gut.

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Ferrari etwa, wo Teamchef Binotto neben dem großen Ganzen auch noch die Technik- und Motor-Läden schmeißen muss, wirkt im Vergleich zur geölten Mercedes-Maschinerie bisweilen kopflos. Der von Hamilton gepriesene Wolff betont gerne die klare Sprache, die „maximale Transparenz“, welche die Silbernen intern pflegten. Von ihrem penetranten Perfektionisten auf dem Chefsessel angetrieben, macht es sich Mercedes trotz der Erfolgs-Überflutung nie gemütlich. „Einer unserer Vorzüge ist die gute Kultur im Team. Wir ruhen uns nicht auf alten Lorbeeren aus“, beteuert auch Technikchef James Allison.

Für die Konkurrenz und alle Fans, die sich nach Spannung an der F1-Spitze sehnen, hat der Aerodynamik-Guru der Silberpfeile keine guten Nachrichten. „Wir glauben, unser gegenwärtiges Auto lässt sich durch die gesamte Saison 2020 wesentlich einfacher weiterentwickeln.“ Da die Formel-1-Bosse die Regeln im Zuge der Corona-Krise praktisch eingefroren haben, muss man nicht Nostradamus heißen, um vorherzusagen: Die WM-Titel 2020 und 2021 werden an Mercedes gehen.

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