Eine Spritze liegt auf einem aufgeschlagenem Impfpass. (dpa)

Covid-19 – Coronavirus und Grippewelle kollidieren

Die Zahl der Coronavirus-Infektionen nimmt weltweit weiter zu, und im Verlauf der Saison diskutieren Experten auch die Auswirkungen auf Krankheiten, die durch andere Krankheitserreger im Winter verursacht werden. Dann könnten zum Beispiel viele Fälle von Koronainfektionen und der Grippewelle kollidieren. Derzeit dominiert eine Frage: Ist die Menge des Impfstoffs gegen Influenza-Krankheitserreger ausreichend?

Laut Bundesgesundheitsminister Spahn könnte Deutschland in dieser Saison 26 Millionen Dosen des Grippeimpfstoffs bereitstellen. Sein Ministerium hat so viele Impfdosen angeordnet – mehr denn je. Spahn verteidigte sich gegen die Angst vor Unterversorgung: Derzeit sind Lieferengpässe vor Ort und zeitlich möglich. Der Impfstoff wird nicht an einem Tag abgegeben, ist aber nach und nach verfügbar. Impfdosen würden nach Bedarf schrittweise zur Verfügung gestellt, fügte der CDU-Politiker hinzu. Es ist sinnvoll, sich im November oder Dezember impfen zu lassen.

Haben Sie zu viele Impfdosen bestellt?

Laut Spahns wurden in den letzten Jahren durchschnittlich vier bis sechs Millionen Dosen des Impfstoffs zerstört – weil sie nicht verwendet wurden. Der Gesundheitsminister hat an diejenigen appelliert, für die der Ständige Impfausschuss eine Impfung empfiehlt – das heißt an die sogenannten Risikogruppen wie chronisch Kranke, ältere Menschen, schwangere Frauen und Mitarbeiter medizinisches und pflegerisches Personal – um sich impfen zu lassen. Dies ist nicht nur wichtig, um die sogenannte Superinfektion für jedes Individuum zu verhindern – d. H. Eine Kombination von Influenza- und Coronavirus-Infektionen zum Beispiel -, sondern auch, um das Gesundheitssystem zu schützen. Je weniger Menschen an der Grippe erkranken, desto mehr Kapazitäten stehen anderen Patienten zur Verfügung, insbesondere solchen mit Covid 19, betonte Spahn.

Nicht einmal genug für Risikopatienten?

Hintergrund für Spahns Aussagen war ein Aufruf von Kinderärzten in Deutschland. Der Präsident des Bundesverbandes, Fischbach, warnte in der „Augsburger Allgemeinen“ vor einem Mangel an Grippeschutzimpfungen. Die Menge von 26 Millionen Impfstoffdosen der Bundesregierung reicht nicht einmal für alle Risikopatienten aus, sagt Fischbach. Bei dieser erwarteten Menge wird davon ausgegangen, dass die Impfrate niedrig bleibt.
Er glaubt, dass die Impfstoffmenge nur für etwa zwei Drittel der Risikopatienten ausreicht. Er befürwortete auch die Impfung von Kindern und Jugendlichen im Allgemeinen. Diese würden die Grippewellen befeuern, indem sie zuerst krank werden und dann andere infizieren.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt sogar eine regelmäßige Influenza-Impfung für alle Kinder ab einem Alter von sechs Monaten. In den Vereinigten Staaten sind derzeit fast 60 Prozent der Kinder geimpft, und ihre Zahl steigt. In der EU folgen die ersten Länder der Empfehlung der WHO, alle Kinder wie Großbritannien und Finnland gegen Influenza impfen zu lassen.

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Der Präsident der Deutschen Ärztekammer, Reinhardt, forderte Lehrer und Kindergartenpersonal auf, sich die Grippeimpfung zu holen. Die erwartete Grippewelle dürfte das Funktionieren von Schulen und Tagesstätten nicht gefährden, sagte er der Funke-Pressegruppe. Aufgrund der geltenden Distanz- und Hygienevorschriften könnte die Grippewelle harmloser sein als in den Vorjahren. Trotzdem ist die Impfung auch angesichts der Pandemie wichtig. Die Grippeimpfung wirkt nicht gegen das Coronavirus, ist aber wie jede Impfung ein Trainingsprogramm für das Immunsystem.

Wissenschaftler warnen vor Zusammenstößen

In einer britischen Studie wurde versucht, das Ausmaß des Risikos einer Begegnung zwischen Influenzaviren und Koronapathogenen zu beschreiben. 37 Wissenschaftler warnen vor dieser Kollision zwischen einer Pandemie und einer Influenza-Welle. Darüber hinaus ist das Infektionsrisiko im Winter erhöht, da die Menschen mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbringen. Infolgedessen könnte ein zweiter Koronaausbruch zwischen Herbst 2020 und Frühsommer 2021 viel schlimmer sein als der erste, so die Forscher. Sie gehen von dem „schlimmsten Fall“ für Großbritannien mit bis zu 120.000 Toten aus.

Laut der Weltgesundheitsorganisation muss sich Europa auf eine Zunahme der täglichen Todesfälle durch Korona im Herbst vorbereiten. Der Regionaldirektor der WHO, Kluge, teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, dass im Oktober und November höhere Sterblichkeitsraten zu verzeichnen seien. Er warnte auch davor, zu hohe Erwartungen an Impfstoffe zu stellen. Es ist immer noch unklar, ob ein Impfstoff allen Bevölkerungsgruppen helfen könnte, sagte Kluge.

Masken und Distanz – wie hoch ist das Infektionsrisiko?

Es gibt auch Stimmen, die die Grippewelle in diesem Jahr für schwächer halten als in den Vorjahren. Aufgrund der Abstandsregeln und des erhöhten Hygieneverhaltens sei das allgemeine Infektionsrisiko derzeit insgesamt geringer als üblich, sagte beispielsweise der Bundespräsident des Bundesverbandes der Allgemeinmediziner Ulrich Weigeldt , aus der Funke-Mediengruppe. Er plädiert für die Einhaltung der Verhaltensregeln, die nun auch nach dem Ende der Pandemie wiederholt wurden: „Vor allem häufiges und vollständiges Waschen und Belüften der Hände“.

Ein Blick in andere Teile der Welt ermöglicht eine erste Einschätzung der Gefahrensituation: In den Ländern der südlichen Hemisphäre sind die Infektionen mit Influenzaviren dank Koronamessungen erheblich zurückgegangen. Dies wird durch Daten belegt, die von der US-Gesundheitsbehörde CDC ausgewertet wurden. Infolgedessen wurde zwischen April und Juli in nur 51 von mehr als 83.000 Proben aus Australien, Chile und Südafrika eine entsprechende Influenza-Infektion festgestellt. In den vergangenen Jahren wurden in diesen Ländern durchschnittlich 24.000 positive Ergebnisse aus 178.000 Proben erzielt.

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das CDC hält einen Zusammenhang mit Maßnahmen zur Eindämmung der Krone, wie z. B. Abstand halten oder Masken, für bewiesen – aber plausibel. Die Ergebnisse würden darauf hinweisen, dass geeignete Maßnahmen eine nützliche Ergänzung zur Influenza-Impfung sein könnten, um besonders gefährdete Gruppen zu schützen, sagt er. Die CDC vermutet, dass die Grippewelle auf der Nordhalbkugel in diesem Winter erheblich schwächer ausfallen könnte, wenn die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus fortgesetzt werden.

Coronavirus: Immun gegen saisonale Schwankungen?

Aufgrund der geringen Anzahl von Influenza-Fällen im Frühjahr beendete der RKI die Influenza-Saison zwei Monate früher als üblich. Dies dauert normalerweise von Anfang Oktober bis Mitte Mai. Der Virologe der Universität Münster, Stephan Ludwig, sagte gegenüber dem Deutschlandfunk, dass die Influenza-Infektionen in Deutschland während der Frühjahrssperre plötzlich abgeklungen seien, das SARS-CoV-2-Virus jedoch auch bei heißem Wetter „gut gehalten“ habe. drin. Corona zeigt nicht die Art von Saisonalität, die man bei der Grippe sehen kann. Er wies zum Beispiel darauf hin: „Umgekehrt könnte es bedeuten, dass es im Winter oder Herbst nicht so schlimm ist. , wenn es kühler ist, wie es beispielsweise bei einer Influenza-Epidemie der Fall ist. „

RKI zum Risiko von Influenzaviren

Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Wieler, wies darauf hin, dass in einigen Teilen der Welt die Influenzaüberwachung aus Kostengründen vernachlässigt wird. Für die Impfstoffentwicklung ist es jedoch besonders wichtig, dass die Forschung fortgesetzt wird. Der Influenza-Impfstoff wird jährlich aktualisiert, um Veränderungen in den Virusstämmen Rechnung zu tragen.

Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts sind 5 bis 20% der Bevölkerung während einer Influenza-Epidemie infiziert. Die Anzahl der Todesfälle hängt von der Schwere der Epidemie ab. Laut RKI starben in der Saison 2017/2018 besonders viele Menschen an der Grippe, nämlich rund 25.000. Allerdings ist nur rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung geimpft. Das Ziel der WHO und der EU liegt bei 75%.

Impfungen sind auch in Apotheken möglich

Um dieser Impfdeckung näher zu kommen, können Personen mit gesetzlicher Krankenversicherung in Teilen Nordrhein-Westfalens grundsätzlich auch in Apotheken eine Grippeimpfung erhalten. Das Modellprojekt ist in Deutschland einzigartig und wird zunächst drei Jahre dauern. Impfungen in Arztpraxen seien weiterhin möglich, sagte er. Der Höhepunkt der Grippewelle ist normalerweise im Januar / Februar.

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Jeder zweite Deutsche will eine Grippeimpfung

Laut einer Umfrage möchte in diesem Jahr etwa jeder zweite Deutsche eine Grippeimpfung erhalten. In der Umfrage des Civey-Instituts zur „Augsburger Allgemeinen“ planten 51,5 Prozent der 5.002 Befragten, dieses Jahr bereits im August geimpft zu werden. Im Gegensatz dazu lehnten 41,3% eine Impfung ab. Insbesondere ältere Menschen haben ihre Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, sich eine Grippeimpfung zu verschaffen. In einer ähnlichen Umfrage aus dem Vorjahr gaben nur rund 30% der Befragten an, geimpft werden zu wollen.

Der Bundesverband der Deutschen Apothekerverbände gibt weitere Zahlen an und verweist auf eine repräsentative Umfrage: Demnach will fast jeder zweite Erwachsene in diesem Land, das einer Risikogruppe angehört, noch nicht geimpft werden gegen die Grippe.

(Stand: 14.10.2020)

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