Jens Weidmann, Chef der Deutschen Bundesbank, tritt zurück

Jens Weidmann, Chef der Deutschen Bundesbank, tritt zurück

Jens Weidmann, seit einem Jahrzehnt Chef der Deutschen Bundesbank und enger Verbündeter von Angela Merkel, will wegen Unstimmigkeiten mit der Niedrigzinspolitik der Bank European Central zum Jahresende zurücktreten.

In einem Mittwochsmitteilung an das Personal der Deutschen Bundesbank führte Herr Weidmann persönliche Gründe an, ohne nähere Angaben zu machen. Er hatte noch fünf Jahre im Amt.

„Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mehr als 10 Jahre ein gutes Maß sind, um ein neues Blatt zu wenden – für die Bundesbank, aber auch für mich persönlich“, schrieb er.

Die Entscheidung von Herrn Weidmann, 53, früher abzureisen, kommt zu einem für Deutschland und die Europäische Union entscheidenden Zeitpunkt.

Es folgt dem bevorstehenden Abgang von Frau Merkel als deutsche Bundeskanzlerin und dienstälteste europäische Staatschefin. Es ist Frau Merkel, die gewählt Herr Weidmann – damals noch ein weitgehend unbekannter 42-jähriger Wirtschaftsberater – ab 2011 an die Spitze der Bundesbank und vertritt Deutschland im Vorstand der Europäischen Zentralbank. Von diesem Standpunkt aus ist Herr Weidmann zu einem der lautesten Kritiker der Geldpolitik des damaligen Notenbankchefs Mario Draghi zur Rettung des Euro geworden.

Dieser Widerstand machte ihn bei den südlichen Mitgliedern der Europäischen Union zutiefst unbeliebt, was seine Chancen auf die Nachfolge von Herrn Draghi als Präsident der Europäischen Zentralbank vor zwei Jahren effektiv verringerte. Aber das hat ihn zu einem Champion unter den Falken der Zentralbanken gemacht, die eine straffere Fiskalpolitik bevorzugen.

Der Schritt von Herrn Weidmann erfolgt, als die Europäische Zentralbank überlegt, wie sie auf die steigende Inflation auf dem gesamten Kontinent reagieren soll, eine Gefahr, die er befürchtete, könnte aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen entstehen. (Dennoch erinnerte er an seine restriktiven Tendenzen der letzten Jahre und befürwortete öffentlich die Hauptrichtung der Bankpolitik, so Holger Schmieding, Chefvolkswirt von Berenberg.)

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In seiner Mitteilung an die Bundesbank-Mitarbeiter warnte Weidmann erneut vor „potenziellen Inflationsgefahren“ und argumentierte, dass „Krisenmaßnahmen mit ihrer außerordentlichen Flexibilität“ nicht über ihre Begrüßung hinausgehen.

Melissa Eddy Beiträge beigesteuert.

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