Cannabis kann die Parkinson-Krankheit lindern – Psychoaktives Cannabinoid THC verbessert nichtmotorische Symptome
Linderung statt Vergiftung: Der psychoaktive Bestandteil von Cannabis kann Patienten mit Parkinson helfen, wie eine Pilotstudie jetzt nahe legt. Demnach lindert das Cannabinoid THC viele nichtmotorische Symptome der Parkinson-Krankheit wie Angstzustände oder Schlafstörungen. Auch die motorischen Störungen besserten sich leicht. Das im Test verwendete Cannabispräparat Nabilon ist bereits zugelassen – bisher jedoch nur zur Anwendung bei Krebspatienten.
Händeschütteln, steife Muskeln und langsame Bewegungen – das sind typische Symptome von Parkinson – die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach der Alzheimer-Krankheit. Neben diesen motorischen Störungen leiden Patienten mit Parkinson-Krankheit auch an neurologischen Symptomen – von Verdauungsstörungen über Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Wahrnehmungsstörungen bis hin zu Angstzuständen und kognitiven Defiziten.
Bisher können diese nichtmotorischen Symptome der Parkinson-Krankheit (NPS) jedoch kaum angemessen behandelt werden: „Die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt und ihre Ergebnisse oft unbefriedigend“, erklärt Marina Peball von der University of Innsbrucker Medizin und Kollegen.
Tetrahydrocannabinol bei Nervenzusammenbrüchen?
Ausgerechnet ein bekanntes Medikament könnte helfen: Tetrahydrocannabinol (THC) – der Inhaltsstoff in Cannabiswas die psychoaktiven Wirkungen von Marihuana et al. “Die möglichen therapeutischen Wirkungen von Cannabinoiden auf motorische Fähigkeiten und nichtmotorische Störungen bei der Parkinson-Krankheit sind ein wichtiges Thema und werden häufig von Patienten im Behandlungsraum diskutiert”, sagt Peball.
Ob und inwieweit THC gegen diese Beschwerden vorgeht, wurde bisher kaum untersucht. Aus diesem Grund führten die Forscher erstmals eine randomisierte Doppelblindstudie zu diesem Thema durch. Zu diesem Zweck erhielten 38 Frauen und Männer mit Parkinson-Krankheit zunächst etwa fünf Wochen lang täglich Nabilon, ein synthetisches THC-Präparat. Dies wurde bereits als Medikament zur Behandlung von Übelkeit bei der Behandlung von Krebs zugelassen. Dann erhielt die Hälfte der Teilnehmer weiterhin Nabilon, die andere Hälfte jedoch eines. Placebo.
Positiver Effekt auch bei niedrigen Dosen
Es stellte sich heraus, dass sich die nichtmotorischen Störungen der Teilnehmer in der ersten Phase der Studie signifikant besserten. Sie litten weniger unter Schlafstörungen und Angstzuständen und zeigten auf den standardisierten Bewertungsskalen für die Parkinson-Krankheit eine viel bessere Leistung als zu Beginn der Studie. “Unsere Ergebnisse zeigen eine Verbesserung der gesamten NMS-Exposition mit Nabilon”, berichtet das Team. Es gab auch eine leichte Verbesserung der motorischen Störungen.
Diese positiven Effekte wurden im zweiten Teil der Studie bestätigt: Die Teilnehmer, die das Cannabinoid weiterhin erhielten, verbesserten sich weiter. Im Gegensatz dazu verschlechterte sich der Zustand bei denen, die nur ein Placebo erhielten, signifikant. Die Bewertung zeigte auch, dass das Cannabinoid bereits bei einer relativ geringen Dosis von einem Milligramm pro Tag positive Wirkungen zeigte. Dies hielt Nebenwirkungen wie leichten Schwindel oder Müdigkeit in Grenzen.
THC-Andockstellen in besonders betroffenen Bereichen des Gehirns
“In Anbetracht der Daten und möglichen Wirkmechanismen können wir sagen, dass Nabilon die nichtmotorischen Symptome bei Patienten mit Parkinson-Krankheit zu verbessern scheint”, erklären Peball und Kollegen. Diese positiven Effekte können durch die Tatsache erklärt werden, dass Bereiche des Gehirns, die stark von der Parkinson-Krankheit betroffen sind, wie die Substantia nigra und das Striatum, eine besonders große Anzahl von Cannabinoidrezeptoren aufweisen. THC kann daher seine stimulierende Wirkung entwickeln.
Wissenschaftler sagen, dies gebe Hoffnung, dass Cannabinoidpräparate in Zukunft dazu beitragen könnten, die Symptome der Parkinson-Krankheit zu lindern. Dies war jedoch nur eine Pilotstudie mit einer sehr begrenzten Teilnehmerzahl. Die positiven Ergebnisse können nun als Ausgangspunkt für größere kontrollierte Studien dienen, die zur Genehmigung führen können. (Annals of Neurology, 2020; doi: 10.1002 / ana.25864)
Quelle: Medizinische Universität Innsbruck
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