Wie schädlich ist der Tourismus für die Umwelt?

Wie schädlich ist der Tourismus für die Umwelt?

Durch Jonas Martiny

NEW YORK: In der Hochsaison auf der spanischen Touristeninsel Mallorca ist es keine Seltenheit, bis zu 10 Flugzeuge gleichzeitig am Horizont zu haben.

Genau 2.014 Ankünfte und Abflüge waren am vergangenen Wochenende am Flughafen Palma geplant, durchschnittlich alle 90 Sekunden ein Start oder eine Landung.

In den Sommermonaten ist dies das normale Flugverkehrsaufkommen für Mallorca. Und das hat weitreichende Folgen für die Umwelt.

„Es gibt nur wenige Orte auf der Welt, die so viel zur globalen Erwärmung beitragen wie Mallorca“, sagt Jaume Adrover, Sprecher der auf Mallorca ansässigen Umweltgruppe Terraferida. „Und das liegt an einer einzigen Aktivität: dem Tourismus.“

In den letzten 20 Jahren, sagt er, habe der Flughafen der Insel 1,4 Millionen Flugpässe mit 195 Millionen Passagieren gesehen, von denen die meisten Urlauber aus Deutschland und Großbritannien seien. Die Folgen des Tourismus auf der Insel für das Klima seien enorm, sagt Adrover. Allein auf Mallorca wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten 100.000 Milliarden Tonnen CO2 durch den Flugverkehr emittiert. Die Baleareninsel ist nur ein Beispiel. Der Tourismus ist laut Experten für etwa 8 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

„Das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen“, sagt Wolfgang Strasdas, Forschungsleiter am Zentrum für Nachhaltigen Tourismus der Hochschule Eberswalde in Deutschland. Aber, fügt er hinzu, es gibt nicht viele andere Branchen, die einen größeren Anteil haben.

Und jeder Sektor müsse seinen Beitrag zur Reduzierung leisten, erklärt er. „Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, wenn es darum geht, Treibhausgasemissionen zu reduzieren.“ Es geht in erster Linie um Mobilität, da die meisten Emissionen durch die An- und Abreise verursacht werden. „Natürlich spielt auch das Essen im Urlaub eine Rolle“, gibt Strasdas zu bedenken. Touristen ernähren sich deutlich „emissionsintensiver“, etwa durch mehr Fleischverzehr als üblich und durch das Vorhandensein von Buffets in Hotels und Restaurants.

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Pro Gast und Übernachtung entstehen laut Deutschem Hotel- und Gaststättenverband je nach Sterne-Kategorie des Hotels rund 17 bis 50 Kilogramm CO2. Und der Wasserverbrauch pro Person in Fünf-Sterne-Hotels beträgt 522 Liter pro Tag. Auch die Kreuzfahrtbranche hat großen Nachholbedarf. „Obwohl einzelne Pilotprojekte Anlass zur Hoffnung geben, ist die Branche insgesamt noch nicht auf Kurs, die Ziele des Pariser Klimaabkommens rechtzeitig zu erfüllen“, sagt etwa der Deutsche Umweltbund NABU.

Die Tourismusbranche scheint erkannt zu haben, dass die Zeiten des unbeschwerten Reisens vorbei sind. „So kann es nicht weitergehen“, sagte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes DRV.

Flugreisen und die damit verbundenen Emissionen sind die „Achillesferse“ der Branche“, fügt er hinzu. Das Ziel muss eine CO2-neutrale Mobilität sein. Auch die Welttourismusorganisation gibt der Branche selbst die Schuld.

Die CO2-Emissionen des Tourismus sind zwischen 2005 und 2016 um 60 % gestiegen, so die Erklärung von Glasgow, die 2021 auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen vorgestellt wurde und die inzwischen von 600 Vertretern der Tourismusbranche unterzeichnet wurde. Sie alle haben sich verpflichtet, bis spätestens 2050 klimaneutral zu werden.

Aber es wird nicht einfach. Ausgerechnet in der Luftfahrtindustrie ist zumindest kurzfristig kein grundlegender Wandel zu erwarten.

„Die Fortschritte in diesem Bereich waren so langsam, dass ernsthafte Zweifel an der Fähigkeit der Luftfahrtindustrie gerechtfertigt sind, ihr Ziel von null Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts zu erreichen“, sagte der Think Tank Transport & Environment.

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