Wie norwegischer Strom in das deutsche Stromnetz eingeht | Firma | Deutsche Wirtschafts- und Finanznachrichten DW
Gott sei Dank ist ein Stromkabel kein Konzertsaal, Bahnhof oder Flughafen – bei solchen Megaprojekten, die kürzlich in Deutschland durchgeführt wurden, sind Ingenieure und Gebäudemanager kläglich gescheitert und haben ihren alten Ruf geschädigt.
Aber sie können sich trotzdem einlösen: Am Donnerstag, den 27. Mai, wird das NordLink-U-Boot-Elektrokabel zwischen Norwegen und Deutschland rechtzeitig in Wilster im Bundesland Schleswig-Holstein eingeweiht. Vor sechs Monaten wurde die Verbindung hergestellt, einschließlich eines erfolgreichen Tests.
Würdenträger in Hülle und Fülle
“Zum ersten Mal haben wir die Strommärkte Norwegens und Deutschlands direkt miteinander verbunden”, sagte Tim Meyerjürgens, CEO des deutschen Netzbetreibers Tennet, im vergangenen Dezember. Letzte Woche sagte er Reportern, der Test sei ohne größere Probleme verlaufen. “Wir mussten nur einige kleinere Anpassungen vornehmen”, beharrte er.
An der Einweihungsfeier in Wilster nehmen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg teil.
Spezialschiffe verlegten das NordLink-U-Boot-Kabel zwischen Norwegen und Deutschland
Ein Win-Win-Projekt
NordLink bringt den norwegischen und den deutschen Strommarkt zusammen. Kunden in beiden Ländern profitieren davon. Wenn deutsche Windparks und Sonnenkollektoren aufgrund widriger Wetterbedingungen wenig Strom erzeugen, wird das U-Boot-Kabel deutsche Haushalte mit norwegischer Wasserkraft versorgen, insbesondere wenn die Wassertanks in Norwegen voll sind.
In trockeneren Zeiten können Skandinavier überschüssigen Strom aus deutschen Wind- und Solarparks beziehen.
Zu Beginn des Versuchs sagte Gunnar G. Lovas vom norwegischen Übertragungsnetzbetreiber Statnett: “NordLink wird uns helfen, unsere Klimaziele zu erreichen und Mehrwert in Norwegen und Deutschland zu schaffen.”
NordLink überall
Das 623 Kilometer lange Kabel überquert 516 Kilometer das Wattenmeer und die Nordsee und erreicht das deutsche Festland nördlich von Büsum. Weitere 54 Kilometer führt ein Erdkabel nach Nortorf bei Wilster in Schleswig-Holstein.
In Nortorf befindet sich eine von zwei Kabelkonverterstationen, an denen je nach Marktanforderungen Energie von Gleichstrom (DC) in Wechselstrom (AC) oder umgekehrt umgewandelt wird. Die andere Konverterstation befindet sich in Tonstad, Norwegen. Es ist über eine Hochspannungsleitung mit dem U-Boot-Kabel verbunden.
Das Kabel hat eine Leistung von 1.400 MW und kann rund 3,6 Millionen Haushalte mit klimaneutraler Energie versorgen.
Nordlink, NorNed, BritNed und COBRAcable
NordLink ist keine Premiere, da es in der Nordsee bereits einige Hochspannungs-Gleichstromleitungen gibt. Eines davon ist Norned, das die Stromnetze Norwegens und der Niederlande verbindet. Es ist 580 Kilometer lang.
Eine andere verbindet die Niederlande und Großbritannien und verbindet Maasvlakte in der Nähe von Rotterdam und Grain Island in Kent. Das Projekt wurde 2011 in Betrieb genommen, nur drei Jahre nach dem Norned-Kabel.
Seit September 2019 tauschen Dänemark und die Niederlande auch Strom über das 325 Kilometer lange COBRA-Kabel aus.
Die Anzahl der Offshore-Windparks in der Nordsee wird in den nächsten 10 Jahren voraussichtlich weiter zunehmen
Hochfliegende Pläne
COBRAcable zielt auch darauf ab, erneuerbare Energien besser zu nutzen. Im Mittelpunkt steht unter anderem die Bereitstellung überschüssiger dänischer Windenergie für niederländische Haushalte.
Die direkte Verbindung zwischen Dänemark und den Niederlanden zielt auch darauf ab, das Stromnetz in Norddeutschland zu entlasten. Offshore-Windparks in der Nordsee können künftig an das COBRA-Kabel angeschlossen werden.
Dies wäre auch ein Anreiz für den Bau neuer Offshore-Windparks. Die deutschen Unternehmen RWE und BASF haben erst kürzlich ihre Absicht bekannt gegeben, einen der weltweit größten Windparks in der Nordsee zu errichten. Es wird 2030 in Betrieb gehen. Das Projekt wird voraussichtlich 4 Milliarden Euro kosten.
Dieser Artikel wurde aus dem Deutschen adaptiert.
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