Vermessung der Kogge: Wie das mittelalterliche Handelsschiff studiert wird

Vermessung der Kogge: Wie das mittelalterliche Handelsschiff studiert wird

Sie bewegt die Wissenschaft immer wieder – die Bremer Kogge von 1380. Seit ihrer Entdeckung vor 60 Jahren steht das über 600 Jahre alte mittelalterliche Handelsschiff im Zentrum der Forschung und führt immer wieder zu neuen Entdeckungen.

Im Koggezimmer der Deutsches Schifffahrtsmuseum / Leibniz-Institut für Schifffahrtsgeschichte selbst soll das Handelsschiff jedoch möglichst still stehen. Ein Team aus der Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik an der Jade Hochschule (IAPG) beobachtet jede noch so kleine Veränderung. Die Ergebnisse des Monitorings werden in Kürze in einem Artikel veröffentlicht.

Alle sechs Monate nimmt Heidi Hastedt die Cog Millimeter für Millimeter unter die Lupe. Der Vermessungsingenieur will wissen, wie viel Bewegung im Holz ist und ob das uralte Wrack stabil ausgestellt ist.

Koggenvermessung: 400 Messpunkte am Wrack werden regelmäßig überprüft.  Foto von DSM/Niels Hollmeier

Seit 2020 steht die Bremer Kogge unter Beobachtung: Hält sie ihre Form? Verändert sich das Holz? Seit einigen Jahren unterstützen Stahlstreben das alte Handelsschiff zusätzlich. Doch DSM-Restauratorin Silke Wiedmann will es genau wissen, und Augenmaß reicht nicht aus. Damit das Hauptexponat des Deutschen Schifffahrtsmuseums von 1380 möglichst lange der Welt erhalten bleibt, ist Genauigkeit gefragt. Wiedmann hat am Wrack 400 wunde Stellen gezählt, an denen die Veränderungen sichtbar werden. Ein Team des Instituts für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik (IAPG) der Jade Hochschule unter der Leitung von Heidi Hastedt überprüft nun im Rahmen einer Kooperation das Wrack regelmäßig auf Veränderungen. Profis nutzen modernste Messverfahren mit Laser und Photogrammetrie. „Für mich ist das ein besonderes Projekt, weil das historische Schiff einzigartig und speziell für die Vermessung ist“, sagt Hastedt. „Außerdem ist es das größte Objekt, an dem ich mitgewirkt habe.“

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Fachleute sammeln seit zweieinhalb Jahren Daten. Bei jedem Besuch nimmt eine Kamera Messbilder auf, aus denen die 3D-Lage der 400 Messpunkte millimetergenau bestimmt wird. Die Daten werden dann mit denen der vorherigen Messung verglichen. „Einerseits erstellen wir die 3D-Koordinaten des Wracks mit einem photogrammetrischen Verfahren. Zweitens messen wir Referenzpunkte in der Gebäudestruktur, wo sich die Cog befindet. So wollen wir mit Sicherheit sagen können, welche Art und Größe von Verformungen am Kettenrad auftreten – wenn sie denn auftreten“, sagt Hastedt.

Um das zerbrechliche Holz nicht zusätzlich zu gefährden, montierte Restauratorin Silke Wiedmann die Messpunkte auf speziellem Japanpapier, das mit Pflanzenleim auf der Kogge fixiert wurde. Dadurch können sie jederzeit entfernt werden, ohne das Holz der Cog zu beschädigen. Dr. Thomas Luhmann von der IAPG ergänzt: „Das Projekt ist für uns auch wissenschaftlich von großem Interesse, da die entwickelte Mess- und Auswertetechnik prinzipiell auch für andere gefährdete Objekte, seien es Leuchttürme oder andere Museumsobjekte, eingesetzt werden kann.

Gutachterin Heidi Hastedt in der Koggehalle von Foto: DSM / Helena Grebe

Nachdem Hastedt die ersten vier Erhebungszeiträume ausgewertet hat, ist seine wichtigste Botschaft, dass bisher keine Veränderungen zu beobachten waren, auch weil der Cog Room ständig klimatisiert ist. Sie bleibt jedoch misstrauisch: „Weil das Museum auf einer Halbinsel gebaut ist, bewegt es sich mit der Amplitude der Gezeiten. Wir wissen nicht, ob die Bewegungen immer gleich sind. Deshalb können wir den Einfluss auf das Netz als Referenz zur Vermessung der Kogge noch nicht ganz sicher sagen“, sagt die Geodätin. Sie bringt ihre ganze Erfahrung aus 21 Jahren Berufspraxis in das Cog-Projekt ein, das aufgrund der Vielfalt an Messtechniken und Anforderungen einen hohen Forschungscharakter hat.

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Monitoring-Ergebnisse von Wiedmann und Hastedt werden in Kürze veröffentlicht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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Bild oben: Die Bremer Kogge im Deutschen Schifffahrtsmuseum. Foto von Thomas Kleiner

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