Nach Corona-Demo in Berlin: Bonn wirft Nationalspieler Saibou raus

Nach Corona-Demo in Berlin: Bonn wirft Nationalspieler Saibou raus

Seit Monaten kritisiert der deutsche Basketball-Nationalspieler Joshiko Saibou die Corona-Maßnahmen als überzogen und unsinnig. Am vergangenen Samstag nimmt er an der Anti-Hygiene-Demo in Berlin teil – und ist nun arbeitslos. Die Telekom Baskets Bonn entlassen ihn fristlos, mit einer klaren Ansage.

Die Telekom Baskets Bonn haben Nationalspieler Joshiko Saibou nach seiner Teilnahme an der Großdemonstration gegen die Anti-Corona-Maßnahmen fristlos gekündigt. Wie der Basketball-Bundesligist mitteilte, seien Verstöße „gegen Vorgaben des laufenden Arbeitsvertrags als Profisportler“ der Grund dafür. Zuvor hatte der Deutsche Basketball-Bund (DBB) noch von Konsequenzen abgesehen.

„Die Vereine der BBL arbeiten gerade akribisch an Hygienekonzepten für die Zuschauer in der nächsten Saison und an speziellen Arbeitsschutzrichtlinien für die Aktiven. Deshalb können wir ein permanentes Infektionsrisiko, wie es der Spieler Saibou darstellt, weder gegenüber seinen Arbeitskollegen in unserem Team noch gegenüber anderen BBL-Teams im Wettkampf verantworten“, sagte Bonns Geschäftsführer Wolfgang Wiedlich.

Am vergangenen Wochenende hatte Saibou mit seiner Freundin, der Weitspringerin Alexandra Wester, an der Protestaktion in Berlin teilgenommen. Dort hatten rund 20.000 Menschen – so teilte es die Polizei mit, die Veranstalter behaupten eine deutliche größere Zahl – unter Missachtung der Abstandsregeln und ohne Mund-Nase-Bedeckung gegen die vermeintlich überzogenen Maßnahmen der Corona-Pandemie demonstriert.

Beobachter der Demo berichteten von verbalen wie körperlichen Attacken gegen Journalisten und die Polizei. In den Reihen der Teilnehmer gab es demnach eine nicht zu unterschätzende Zahl von Rechtsextremen und Neonazis, darunter auch ein verurteilter Holocaust-Leugner. Saibou selbst ist in dieser Richtung allerdings bislang nicht auffällig geworden.

„Fast schon Körperverletzung“

Das Motto der Veranstaltung war „Tag der Freiheit“. Diesen Titel trägt auch ein Propagandafilm der Nazi-Ikone Leni Riefenstahl über den Parteitag der NSDAP 1935. Nach der Demonstration veröffentlichte Saibou am Montag bei Instagram ein Video, das ihn ohne Mundschutz im Fitnessstudio neben Nationalmannschaftskollege Maodo Lo beim Training zeigte. Auch bei Bahnfahrten zeigte sich der 30-Jährige über seine Profile ohne Mundschutz.

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Schon im Mai hatten er und Wester mit Einlassungen zur Corona-Krise in den sozialen Netzwerken polarisiert. Wester, 2016 Olympia-Teilnehmerin für den Deutschen Leichtathletik-Verband, verbreitete dabei unter anderem rechtsextreme und antisemitische Verschwörungstheorien. Beispielsweise, dass es einen aus einer Pizzeria in Washington D.C. betriebenen Pädophilie-Ring gebe. Die Verbreitung dieser etwa von der „Washington Post“ widerlegten Theorie führte so weit, dass ein bewaffneter US-Amerikaner das Geschäft im Jahr 2016 stürmte, um die vermeintlich gefangen gehaltenen Kinder zu befreien, zum Glück aber niemanden körperlich verletzte.

Als Reaktion auf kritische Berichte reagierten Saibou und Wester mit persönlichen Angriffen auf Reporter. Über Instagram erklärte die Weitspringerin vielsagend, sie werde sich „die Namen merken“. Für Saibou haben seine Äußerungen damit jetzt Konsequenzen, er ist seinen Job los. Wester tritt bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften an diesem Wochenende (8./9. August) nicht an, ihr Name fehlt in der Meldeliste, der Grund ist nicht bekannt.

Vom Deutschen Basketball-Bund hat Saibou, anders als von seinem Arbeitgeber, keine Konsequenzen zu befürchten. „Wir als Verband distanzieren uns davon“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss: „Wir akzeptieren aber auch, dass unser Nationalspieler Joshiko Saibou eine andere Meinung hat.“ Nur für seine Geisteshaltung wäre der 30-Jährige auch für Bonn nur schwer zu kündigen gewesen. „Da wiegt die Meinungsfreiheit höher“, sagte Sportrechtler Roland Nasse dem „Bonner Generalanzeiger“: „Aber es erfüllt ja schon fast den Tatbestand der fahrlässigen Körperverletzung, wenn ich mich diesen Gefahren in Berlin aussetze und damit auch meine Mitmenschen und Teamkollegen gefährde.“ Und das gab am Ende den Ausschlag für die fristlose Kündigung.

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