Libanon: Starke Explosion erschüttert Beirut – Tausende Verletzte
Starke Explosion erschüttert Beirut – Tausende Verletzte
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In der libanesischen Hauptstadt Beirut ist es zu zwei starken Explosionen gekommen. Über der Stadt war eine riesige Rauchwolke zu sehen. Das Gesundheitsministerium spricht von tausenden Verletzten und dutzenden Toten. Auch Mitarbeiter der deutschen Botschaft wurden verletzt.
Bei zwei starken Explosionen in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums am Dienstag mindestens 73 Menschen gestorben. Weitere 3700 wurden verletzt. Zudem gebe es einen hohen Sachschaden, zitierte der Fernsehsender LBC Hamad Hassan am Dienstag.
Laut des Auswärtigen Amtes sind auch Mitarbeiter der deutschen Botschaft unter den Verletzten. Das Gebäude, in dem sich die Botschaft befindet, sei beschädigt worden. Angesichts der starken Schäden im Stadtgebiet könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass weitere deutsche Staatsangehörige unter den Opfern und Verletzten seien.
Regierungschef Hassan Diab kündigte an, die Verantwortlichen „zur Rechenschaft zu ziehen“. Diese würden „für diese Katastrophe den Preis bezahlen“, sagte Diab am Dienstag in einer Fernsehansprache.
Diverse Videos zeigen zwei Explosionen in der Nähe des Hafens. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete von einer starken Erschütterung im Stadtzentrum und von großen Schäden. Durch die Wucht der Explosion gingen auch Fenster zu Bruch. Über der Stadt stieg eine große Rauchwolke auf. Ein AP-Fotograf in der Nähe des Hafens sah Verletzte am Boden liegen und im Stadtzentrum Verwüstungen.
Die gewaltigen Explosionen könnten nach Angaben der Sicherheitsbehörden durch altes Sprengmaterial verursacht worden sein. Es könnte sich um schon „vor Jahren konfisziertes Sprengmaterial“ gehandelt haben, das in einem Gebäude im Hafen gelagert worden sei, sagte Sicherheitschef Abbas Ibrahim. „Es war anscheinend hochexplosives Material“, fügte er vor Journalisten hinzu.
Auch ein Schiff der UN-Friedenstruppen im Libanon (UNIFIL) wurde bestätigt. Mehrere Blauhelm-Marinesoldaten seien verletzt worden, einige von ihnen schwer teilte die Mission mit.
„Plötzlich fiel uns die Wand auf den Kopf“
Die libanesische Armee half dabei, Verletzte in Krankenhäuser zu bringen. Bürger wurden aufgerufen, Blut zu spenden. Im Internet kursierten Fotos von zerstörten Fenstern an Wohnhäusern und Trümmern auf den Straßen. Dutzende Autos wurden beschädigt. Ein Polizist sagte, die Schäden erstreckten sich kilometerweit. Kurz nach der Explosion fielen Telefon und Internet in der Stadt aus. „Wir saßen in unserem Wohnzimmer, und plötzlich fielen uns die Wand und Glas auf den Kopf“, sagte ein Anwohner namens Rumi.
Die Hintergründe blieben zunächst unklar. Einige örtliche Fernsehsender berichteten, die Explosion habe sich im Hafen in einem Bereich ereignet, in dem Feuerwerkskörper gelagert wurden. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, am Hafen sei in einem Lagerhaus in der Nähe mehrerer Getreidespeicher ein Feuer ausgebrochen.
Premierminister Diab rief für Mittwoch einen nationalen Tag der Trauer aus. Israel dementierte jedwede Beteiligung an den Explosionen. Es handle sich um einen „von einem Brand ausgelösten Unfall“, sagte Aschkenasi dem israelischen TV-Sender „Channel 12“. Bei Spekulationen sei Vorsicht geboten, sagte Aschkenasi. „Ich sehe keinen Grund, die Berichte aus Beirut (über einen Unfall) nicht zu glauben.“
In den vergangenen Tagen hatte es eine Konfrontation zwischen Israel und der radikalislamischen Hizbollah-Miliz gegeben, nachdem ein vermeintlich israelischer Luftschlag einen Hizbollah-Kämpfer in Syrien tötete.
Vielmehr bot Israel seinem Nachbarland nun humanitäre Hilfe an. „Unter Anweisung von Verteidigungsminister Benny Gantz und Außenminister Gabi Aschkenasi hat Israel sich an den Libanon durch internationale diplomatische und Verteidigungs-Kanäle gewandt“, teilten beide Minister in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Der libanesischen Regierung sei „medizinische humanitäre Hilfe“ angeboten worden.
Der Libanon und Israel haben keine diplomatischen Beziehungen. Offiziell befinden sich die beiden Nachbarländer noch im Krieg. Libanesen sind jegliche Kontakte mit Israelis verboten.
Ein Sprecher des Weißen Hauses in Washington erklärte, die USA würden das Geschehen in Beirut eng verfolgen. Zeugen berichteten, dass die Explosion selbst in Larnaka auf Zypern, 200 Kilometer entfernt, zu hören war.
Auch die EU hat dem Libanon Beistand in Aussicht gestellt. „Die Europäische Union ist bereit, Hilfe und Unterstützung zu leisten“, teilte EU-Ratspräsident Charles Michel am Dienstagabend mit.
Der Libanon ringt in diesen Wochen mit seiner schwersten Krise seit Jahrzehnten. Früher am Tag hatten Protestierende aus Wut über Stromabschaltungen versucht, das Energieministerium zu stürmen. Vor dem Gebäude kam es am Dienstag zu Rangeleien mit Einsatzkräften, und die Demonstranten kündigten eine Sitzblockade an.
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