Jacobs University Bremen soll in AI Center umgewandelt werden
„Wir brauchen solche Universitäten in Deutschland!“ Wie das private Jacobs University Bremen (JUB) – damals noch unter dem Namen „Internationale Universität“ – wurde im September 2001 eröffnet, der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt hielt die Eröffnungsrede. Er sah den neuen Campus auf einer ehemaligen Kaserne als starken Kontrast zu öffentlichen Massenuniversitäten und als langjähriges Engagement für eine „Leistungselite“. Andere Politiker begrüßten auch ein zukünftiges „Harvard an der Weser“, von dem sie hofften, dass es die Reform des deutschen Hochschulsystems vorantreiben würde. Heute, fast zwanzig Jahre nach ihrer Eröffnung, steht die private Universität in ihrer jetzigen Form kurz vor dem Zusammenbruch, da sich private und öffentliche Geber von der Finanzierung zurückzogen.
Der rot-grün-rote Senat der Hansestadt hat angekündigt, dass auf dem JUB-Gelände nun der Bau eines „international anerkannten Campus für fortgeschrittene Studien auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz“ geplant ist. Für den Betrieb des gewünschten „Hanse AI Campus“ steht ein Konsortium zur Verfügung. Dazu gehört das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit einer Niederlassung in Bremen, dem deutschen Softwareunternehmen SAFT und das chinesische Unternehmen Neusoft, ein globales Softwareunternehmen mit 20.000 Mitarbeitern, das auch Niederlassungen in Deutschland hat. Neusoft, dessen erste Silbe für „North Eastern University“ in Shenyang, Nordchina, steht, arbeitet mit SAP zusammen und betreibt selbst private Universitäten.
Auf dem geplanten Campus in Bremen sollen dreitausend Studienplätze geschaffen werden, was auch von der Opposition sehr gut angenommen wird. Details zu Forschungsgebieten und Lehrinhalten wurden noch nicht bekannt gegeben. Die sozialdemokratische Senatorin für Wissenschaft Claudia Schilling und die drei Konsortialpartner beabsichtigen, bald eine gemeinsame Absichtserklärung zu unterzeichnen. Obwohl der Senator für Wissenschaft das Kuratorium der Jacobs University leitet, erfuhren die ihm nahestehenden Personen, einschließlich seiner Führung, nur durch die Medien von den aktuellen Entwicklungen, ein Prozess, den JUB-Präsident Antonio Loprieno dieser Zeitung als „erstaunlich“ beschrieben. Dies ist offenbar auch die Meinung des Fakultätsrates der Jacobs University, der in einem offenen Brief dem Senat vorwirft, bei der Entscheidungsfindung vernachlässigt worden zu sein.
Stadtpolitik skeptisch gegenüber der Elite
Das JUB, dessen Unterrichtssprache Englisch ist, bietet fünfzehn Bachelor- und fünf Masterstudiengänge an. Die Studiengebühren liegen je nach Studiengang zwischen 10.000 und 28.000 Euro pro Studienjahr. Die Stipendien und Darlehen sollen sicherstellen, dass alle Bewerber, die die Zulassungskriterien erfüllen, ihr Studium beginnen können. Derzeit sind rund 1.600 Studierende aus mehr als 100 Ländern eingeschrieben. Damit ist das JUB die internationalste Universität Deutschlands. Den Studierenden wird versichert, dass sie ihr Studium abschließen können.
Das JUB hat in Hochschulrankings mehrfach sehr gute Leistungen erbracht und internationale Anerkennung für seine Forschung und Lehre erlangt. Wirtschaftlich sind die Dinge jedoch nicht reibungslos verlaufen. Das Land Bremen hat eine Anschubfinanzierung in Höhe von 230 Mio. D bereitgestellt. Infolgedessen sollte die Universität aus Spenden soziales Kapital aufbauen, um sich mit ihrem Einkommen sowie mit Studiengebühren und Forschungsgeldern zu ernähren. Der JUB hat dieses ehrgeizige Ziel nie erreicht. Ständig von Subventionen abhängig, war ihre wirtschaftliche Existenz immer prekär.
Das hoch verschuldete Bremen hat in den letzten zwei Jahrzehnten rund zweihundert Millionen Euro zum Betrieb der Privatuniversität beigetragen. Aber im Jahr 2019 sagte der Senat, er würde keine zusätzlichen Zuschüsse mehr gewähren. Die Atmosphäre im Bremer Rathaus hatte lange Zeit dazu tendiert, Geld vom JUB abzulenken. Diese Position festigte sich, als die Linke im vergangenen Jahr eine Regierungskoalition mit der SPD und den Grünen einging. Die „elitäre“ Privatuniversität ist ihren Politikern seit langem ein Dorn im Auge. Die Idee des JUB-Präsidenten, seine Universität durch eine öffentlich-private Partnerschaft mit der Universität Bremen zusammenfallen zu lassen, scheiterte ebenfalls an der Weigerung, weiterhin öffentliche Mittel zur Verfügung zu stellen.
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