Freier Fall im Aktienkurs: Grenke im freien Fall
P.aryalyzed – das ist wahrscheinlich das Beste. Ebenfalls am Mittwoch mussten Investoren und Mitarbeiter der Baden-Badener Grenke-Finanzgesellschaft vergeblich auf die angekündigte “detaillierte Antwort” warten. Die kurze verärgerte Reaktion des Unternehmens am Vortag auf skandalöse Anschuldigungen des britischen Fondsmanagers Fraser Perring scheitert an der Börse.
Bernd Freytag
Geschäftskorrespondent Rhein-Neckar-Saar mit Sitz in Mainz.
Daniel Mohr
Chefredakteur der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Obwohl Grenke seine Anschuldigungen “auf die stärkste Art und Weise” zurückwies, gab er nach. Aktienkurs ein Viertel mehr. Seit Perring am Dienstag die Vorwürfe erhoben hat, ist der Aktienkurs um 44% gefallen.
Die Tatsache, dass die Vorwürfe mit offenem Ohr gehört werden, hat auch mit dem Absender zu tun. Perring und seine Analysefirma “Viceroy Research” haben sich als “Wirecard-Jäger” einen Namen gemacht. Beim inzwischen insolventen Münchner Zahlungsdienstleister warnten sie frühzeitig vor Betrug. Selbst die Tatsache, dass Perring selbst offen auf einen Kursrückgang setzt und jetzt wahrscheinlich viel Geld verdient hat, hat seiner Glaubwürdigkeit nicht geschadet.
Großes Geschäftsmodell
Auf 64 eng gedruckten Seiten listet der Investor eine ganze Reihe von Vorwürfen auf. Er beschuldigt den Firmengründer Wolfgang Grenke, später private ausländische Unternehmen zu überhöhten Preisen an das Unternehmen verkauft zu haben. Dies hat die Bilanz aufgeblasen. Darüber hinaus liegt die Liquidität unter anderem bei Bundesbank Überschätzt ist das Leasinggeschäft von geringem Wert. Und in mindestens einem Fall hat die Grenke Bank Geldwäsche ermöglicht.
Grenke hat den angeblichen Bargeldmangel bisher nur ausdrücklich abgewiesen. Dies ist offensichtlich falsch, sagte er in der Erklärung. 849 Millionen Euro oder fast 80% des Bargeldes wären im veröffentlichten Halbjahr auf den Konten der Bundesbank gewesen. Der Kredit beträgt derzeit 761 Millionen Euro.
Grenke behält sich das Recht vor, rechtliche Schritte gegen die Vorwürfe einzuleiten. Eine Sprecherin von Grenke begründete die langsame Reaktion mit der nötigen Gründlichkeit.
Grenke hat bisher kaum Schlagzeilen gemacht. Im Gegensatz zu Firmengründer Wolfgang Grenke, 69, der als Förderer, Finanzier des Baden-Badener Festspielhaus, Aufsichtsratsvorsitzender des Karlsruher Sportvereins und Vorsitzender der Handelskammer viel auf öffentlichen Bühnen unterwegs ist und Baden-Württemberg Industrie, “sein” Unternehmen ist Grenke ist der Öffentlichkeit kaum bekannt. Dies ist wahrscheinlich auch auf das sperrige Geschäftsmodell zurückzuführen. Grenke – ehemals Grenke Leasing – bietet Unternehmen und Selbstständigen unterschiedliche Finanzierungsmodelle.
Neben dem klassischen Leasing gehört auch das Factoring dazu – in diesem Fall kauft Grenke alle Forderungen aus Lieferungen und Leistungen auf einmal, jedoch mit einem Abschlag. So bekommen Kunden etwas weniger Geld, aber schneller. Die dritte Säule betrifft traditionelle Bankdienstleistungen wie Kredite und Investitionen, die in der firmeneigenen Grenke-Bank gebündelt sind. Wolfgang Grenke trat 2018 als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender in den Ruhestand. Seitdem ist Antje Leminsky, der Wirtschaftswissenschaften studierte und zuvor für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC tätig war, im Vorstand.
Wolfgang Grenke und seine Familie kontrollieren nach wie vor rund 40% der Anteile. Ernst-Moritz Lipp, ehemaliges Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, war langjähriger Vorsitzender des Aufsichtsorgans. Als Professor für internationale Finanzen an der Johannes-Goethe-Universität in Frankfurt verfügt er über das notwendige Fachwissen für Bilanzen. Die Zahlen werden derzeit von KPMG überprüft, bevor EY lange Zeit in Auftrag gegeben wurde – die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die seit dem Wirecard-Skandal heftig kritisiert wurde.
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