"Da wurde mir bewusst, dass ich ein Versuchskaninchen bin"

„Da wurde mir bewusst, dass ich ein Versuchskaninchen bin“

Internationales Medieninteresse

9 Uhr am Pressebereich der Arena Leipzig: Zahlreiche Journalisten aus dem In- und Ausland sind vor Ort. Es gibt Verzögerungen am Einlass. Manche Medienvertreter haben ihre Registrierung vergessen, manche einen eigenen Corona-Test in der Tasche. Dadurch dauert der Einlass länger als geplant. Eigentlich, so Anne Rauchbach, sei pro Person eine Minute für den Einlass berechnet worden. Diese Probleme gibt es nicht nur im Pressebereich, sondern auch beim Einlass der Teilnehmer. Einigen Probanden wurde der falsche „Contact Tracer“ ausgegeben, der permanent den Abstand der Konzertteilnehmer misst. Nun müssen die falsch verteilten Tracer umgetauscht werden – die Folge: eine Verzögerung um eine Stunde.

Erstes Szenario beginnt

Dank der Verzögerung wird der Ablauf des ersten Szenarios geändert. Anstatt mit dem Konzert von Tim Bendzko zu beginnen, werden die Teilnehmer nach der Einweisung erst einmal wieder nach draußen geschickt. Der Einlass muss aufgrund der Technikpanne beim Einchecken erneut simuliert werden, um korrekte Daten zu bekommen.
In der Halle heißt es jetzt für die Teilnehmer zusammenrücken und möglichst dicht beieinander sitzen, damit die Konzertsituation so real wie möglich nachgestellt werden kann.

Dann endlich, mit einer Stunde Verspätung, tritt Tim Bendzko auf die Bühne und das Publikum feiert das erste Livekonzert seit März in der Arena Leipzig. Für Teilnehmerin Karoline Neuber ein schönes, aber recht kurzes Erlebnis. Manche seien aufgestanden und hätten getanzt. Gerade mal 20 Minuten spielt der Sänger mit seiner Band, danach ist schon wieder Schluss und die Teilnehmer müssen zur Pause wieder raus aus der Halle. Auch das gehört zum ersten Szenario: Toilettengang, Schlangestehen für Bratwurst, Plausch mit Freunden – alles wird mit den „Contact Tracern“ gemessen. Die gewonnen Daten sollen helfen, passende Hygiene- und Ablaufkonzepte zu entwickeln.

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Die Pause zwischen dem ersten und dem zweiten Szenario wird auch genutzt, um zu prüfen, wo die Teilnehmer hingefasst haben. Das wird mittels UV-Licht sichtbar. Denn beim Einchecken haben alle Konzertbesucher ein fluoreszierendes Desinfektionsmittel erhalten. Dieses Prozedere wird auch nach Szenario zwei und drei absolviert.

Grundtenor: Es macht Spaß

„Die Stimmung war gut, ich hatte gedacht, es wäre ein bisschen gedrückt, durch die Lage, aber überhaupt nicht. Es hat sehr viel Spaß gemacht“, berichtet eine Frau. Sie hofft, dass die Stimmung in den nächsten Stunden noch besser wird. Ein anderer Teilnehmer findet es allerdings schwierig mit dem Mitsingen. „Abgesehen davon, dass man sich sonst auch hinstellen würde. Am Anfang hat niemand mitgesungen, weil man auch so das Gefühl hat, dass man durch die Maske wenig Luft bekommt.“ Aber irgendwann habe Tim Bendzko die Leute animiert und das habe auch gut funktioniert, so der Proband.

Da wurde mir richtig bewusst, dass ich ein Versuchskaninchen bin.


Studien-Teilnehmer Robert Siemer nach Szenario 1

Teilnehmer aus ganz Deutschland

Wie wichtig Konzerte oder Sportveranstaltungen für die Gesellschaft sind, zeigt die Herkunft der Studienteilnehmer. Sie kommen aus ganz Deutschland und aus unterschiedlicher Motivation. Elke Neuber aus Fellbach bei Stuttgart hat ihre Tochter zum Konzert gebracht. Die 56-Jährige hätte selbst gerne teilgenommen, weil sie großer Tim Bendzko-Fan ist. Aufgrund ihres Alters darf sie aber nicht. „Ich hätte mir das auch zugetraut. Ich denke, mein Virussystem ist gar nicht so schlecht und ich finde die Sicherheitsmaßnahmen hier sehr überzeugend, also ich hätte mitgemacht.“

Ein Teilnehmer aus Köln erzählt, dass er durch seinen Kollegen gehört hat, dass es das Konzert gibt. „Ich dachte, kostenloses Konzert und an einer größeren Studie teilzunehmen ist auch ganz interessant, und ich finde, wenn wir dazu einen Beitrag leisten können, dass es in Zukunft wieder in irgendeinem Rahmen Konzerte geben kann, dann mache ich das sehr gern.“

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