Darstellung des Gehirns und der Faseroptik, die Daten um das Gehirn herum überträgt (imago / Westend61 )

19 – Wie sehen die Langzeitfolgen einer Corona-Infektion aus?

Über die akuten Symptome und Auswirkungen einer Infektion mit dem Coronavirus ist inzwischen viel bekannt. Wie aber sehen die Langzeitfolgen der Erkrankung COVID 19 aus, wenn die eigentliche Infektion überstanden ist? Die Forschung ist noch ganz am Anfang, es gibt aber erste Erkenntnisse. Ein Überblick.

NDR und MDR berichten zum Beispiel über eine aktuelle Studie aus Italien mit 143 Patientinnen und Patienten im mittleren Alter, die wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus waren. Mehr als die Hälfte klagte nach der Genesung noch über Atemnot und Müdigkeit, auch Brust- und Gelenkschmerzen traten weiterhin auf.

Forscher warnen vor Spätfolgen für Organe und das zentrale Nervensystem

Schon zu einem frühen Zeitpunkt der Pandemie beobachteten Wissenschaftler, wie das Corona-Virus nicht nur die Atemwege und die Lunge, sondern auch das zentrale Nervensystem beziehungsweise das Gehirn befällt. Hinweise darauf gab es unter anderem durch einen Fall in Japan: Bei einem Corona-Patienten konnte das Virus im Nervenwasser nachgewiesen werden.

Hinzu kam eine Untersuchung aus Wuhan in China, wo die Pandemie ihren Anfang genommen hatte. Die Forscher befassten sich schon im Frühjahr mit den neurologischen Symptomen einer Corona-Infektion, dazu zählten Schwindel, Riech- und Geschmacksstörungen. Bei einem Drittel der für diese Studie untersuchten Patienten konnten solche Symptome nachgewiesen werden. Fünf hatten sogar einen Schlaganfall.

Wie das ARD-Magazin „Kontraste“ nun berichtet, könnten solche neurologischen Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus eine größere und vor allem eine langfristigere Rolle spielen, als bislang angenommen. Bei ungefähr einem Drittel der Corona-Patienten auf den Intensivstationen seien diffuse Hirnschädigungen aufgetreten, die zu Gedächtnisproblemen sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten führen könnten, zitiert Kontraste den Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Peter Berlit. Solche Patienten könnten verwirrt sein, hätten Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen, so Berlit weiter. Schäden, die auch längerfristig anhalten könnten.

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Auch Nieren sind betroffen

Wie auch die Forscher aus Wuhan glaubt Berlit, das Corona-Virus könne das Gehirn direkt über die Nasenhöhlen befallen. Darüber hinaus werden laut dem ARD-Bericht besonders häufig die Nieren angegriffen. Das könne zu einem Niereninfarkt und damit zu irreversiblen Schädigungen der Organe führen, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, Jan Galle.

Zu einem ähnlichen Ergebnis sind auch britische Neurologen des University College London in der Fachzeitschrift „Brain“ gekommen – allerdings fällt ihre Diagnose noch drastischer aus. Die Forscher haben bei insgesamt 43 Corona-Patientinnen und -Patienten die neurologischen Symptome einer Infektion mit Sars-Cov-2 untersucht. Das Ergebnis: Selbst bei Infizierten mit nur leichtem Verlauf der Erkrankung konnten – häufig erst nachträglich – gravierende Folgen wie Hirnfunktionsstörungen, Schlaganfälle oder schwere Gehirnhautentzündungen diagnostiziert werden. Die Anzahl der neurologischen Auffälligkeiten sei höher als erwartet, schreibt das Forschungs-Team aus London.

Das Coronavirus kann auch das Herz befallen

Betroffen kann auch das Herz sein. Das ergab eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Nach Angaben des Studienleiters Dirk Westermann besteht die Möglichkeit, dass der Erreger Herzzellen infiziert und sich darin vermehrt. Außerdem sei das Coronavirus in der Lage, die Genaktivität infizierter Herzzellen zu verändern. Es ließe sich allerdings noch nicht abschließend klären, ob dies Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf von Herzpatienten habe, erklärte der Mediziner. Die veränderte Genaktivität könne jedoch Langzeitfolgen für die Gesundheit von Betroffenen haben.

Um zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen, sind zukünftig Untersuchungen des Herzens an lebenden Covid-19-Patienten geplant. Darin sind sich Forschende insgesamt einig: Die Corona-Langzeitfolgen müssten dringend weiter untersucht werden.

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